VIKZ – Die Süleyman-Gemeinde

Süleyman Hilmi Tunahan (1888 – 1959)

Im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten konnte ich meine Erfahrungen über den VIKZ schildern. Der VIKZ kann und wird natürlich nicht zugeben, dass in ihren Einrichtungen Kinder geschlagen und die Scharia schmackhaft gemacht wurde. Es folgt ein kleiner Überblick über den VIKZ und Süleyman Hilmi Tunahan.

Mustafa Kemal Atatürk rief 1923 die moderne Republik Türkei aus. Im Zuge der Modernisierung der Türkei  wurde das Kalifat und die Scharia abgeschafft, zum Missfallen der Scharia-Anhänger. Sie gingen in den Untergrund und gaben ihre streng konservative Auslegung des Islams sowie gewisse Rituale weiter. Einer davon war Süleyman Hilmi Tunahan (1888 – 1959), auf dessen Lehren und Rituale sich der VIKZ (Verband der Islamischen Kulturzentren) beruft.  Bei seinem Ableben hinterließ er in der Türkei ein Korankurs-Imperium. 

In Deutschland

In Deutschland entstand der erste Ableger 1973. Sie besitzen mittlerweile über 300 Moscheen und 23 geschlechtergetrennte Wohnheime für muslimische Jugendliche. In diesen Moscheen und Wohnheimen werden die streng konservativen Lehren an junge KoranschülerInnen weitergegeben. 

Ich war im Alter von 13 bis 18 Jahren ein Koranschüler beim VIKZ. Wir lasen einerseits den Koran, andererseits mussten wir den VIKZ-Katechismus auswendig lernen.

Aus dem VIKZ-Katechismus

Zur Scharia steht darin: „Dschihad ist die Anstrengung … die Religion Allahs zu verbreiten. […] Es ist die Hauptpflicht eines jeden Muslims, gegen Bid’a und Unwahrheiten zu kämpfen und mit seinem ganzen Besitz, seinem Leben und seinem ganzen Vermögen daran zu arbeiten, die Strömungen zu beseitigen, die am Glauben und an der Moral nagen. […] Es wird getan, um den Glauben derer, die mit diesem Licht gesegnet sind, vor Unglauben zu schützen, und um dieses Licht denen einzuflößen, die von diesem Licht nicht betroffen sind. Da Recht und Unrecht in verschiedenen Formen und Ausprägungen in ständigem Kampf stehen, existiert auch der Dschihad überall, immer bis zum Jüngsten Tag. In diesem Kampf ist jeder Muslim dafür verantwortlich, seinen Platz neben den Rechten und Gerechten einzunehmen, mit all seiner Kraft für den Sieg der Rechten und die Niederlage des Unglaubens zu kämpfen und zu arbeiten.”

Die Werte und die Moral, von der hier die Rede sind, entlehnen sich aus der Scharia. Die Strömungen, die am „Glauben und an der Moral nagen”, sind die Strömungen, die u. a. unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ausmachen. Wer in den VIKZ-Moscheen unterwegs war, bekam von einigen Mitgliedern die schwammig formulierten Lehren im Katechismus auf eine plumpe Art zu hören, die nichts anderes als anti-westlich, frauenverachtend und archaisch sind. Ausführlichere Informationen sind in meinem Buch enthalten. 

Den Mädchen wurden wiederum gelehrt, dass sie nur außer Hauses gehen sollen, wenn es notwendig sei. Dass es Sünde sei, wenn selbst nur ein einziges Haar sichtbar werde. Dass das Haar der Frau ihr Schmuck sei, der nicht für die Fremden (Männer) vorgesehen sei. Darüber hinaus sollen sie unter Leuten nicht laut lachen, da sie dadurch Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was sich nicht für eine gläubige Frau gehöre.

Es bleibt nicht bei der Indoktrination von jungen KoranschülerInnen. 

Auszeichnungen und Ehrungen

Im Jahr 2019 hat das Kultusministerium in Baden-Württemberg der Stiftung Sunnitischer Schulrat, bestehend aus VIKZ und der IGBD, die Verantwortung über den islamischen Religionsunterricht, den Bildungsplan, Religionsbücher sowie Unterrichtsmaterialien und zu guter Letzt über die Lehrer und Hochschullehrer überlassen. Kurze Zeit später kam es schon zum ersten Problem: Den liberalen muslimischen Theologen Abdel-Hakim Ourghi und Abdel-Hafiez Massud wurden keine Lehrbefugnisse erteilt. Dabei würde ihre liberale und aufgeklärte Perspektive den jungen muslimischen SchülerInnen eine andere Auslegung als die der streng konservativen anbieten. Ist das möglicherweise der Kampf des VIKZ gegen „Bid’a”, wie er im Katechismus steht? 

Nach außen wird man allerdings eine Fassade aufbauen, um weiter an Einfluss zu gewinnen – mit Erfolg. 

In der Türkei wurden sie von Säkularisten streng beobachtet, da die Gemeinde sich nach den alten Zeiten der Scharia-Ordnung sehnt, in Baden-Württemberg bekommen sie wiederum die höchste Auszeichnung des Landes.

Sie werden zu Veranstaltungen eingeladen, die den Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus würdigen. Den Einsatz gegen Rassismus kann ich bestätigen und loben, allerdings ist der Antisemitismus unter ihnen weit verbreitet. Ich war fünf Jahre lang Koranschüler beim VIKZ und kann mich nicht erinnern, dass jemals gegen Antisemitismus vorgegangen wurde. Im Gegenteil, antisemitische Äußerungen waren dort keine Seltenheit und sind ein fester Bestandteil ihres Weltbildes. Teils aus Unwissenheit, teils aus Gutmütigkeit fördert man Strukturen, die nicht die Integration, sondern die Desintegration begünstigen. 

Die Essenz der Geschichte ist, dass ausgerechnet der ultrakonservative VIKZ im Laufe der Jahre massiv an Einfluss gewonnen hat und mittlerweile auch schon mit Auszeichnungen geehrt wird. Dabei erkennt man, wenn man hinter die Fassade blicken kann, dass der VIKZ Werte und Moral vermittelt, die mit den hiesigen Werten nicht kompatibel sind. Die jungen KoranschülerInnen und die StammmitgliederInnen kapseln sich dadurch von der Mehrheitsgesellschaft ab. Ich möchte anmerken, dass die überwiegende Mehrheit der muslimischen Menschen in Deutschland tolerant, friedlich und bestens integriert sind, die deutsche Politik sich aber durch Auszeichnungen und Förderungen äußerst fragwürdiger Verbände mitschuldig an der Desintegration macht. Welch eine Ironie.

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